Was will man mit „Digitalisierung“ erreichen?

Hört man nur das Wort „Digitalisierung“, scheint es recht abstrakt und ungreifbar zu sein. Dieses Wort kann wie ein aufbrausender Schnellzug wirken, der mit Wind an uns vorbeirast ohne, dass wir dem Lokführer in die Augen schauen können. Würden wir diesen Zug nun anhalten, können wir die einzelnen Wagons und Abteilungen erst einmal wahrnehmen und untersuchen. Im Folgenden werde ich auf einige Teilgebiete der Digitalisierung im Kleinprivatwald eingehen und damit Ziele andeuten.
Digitale Anwendungen können richtig Zeit sparen. Jeder weiß: eine E-Mail kommt schneller an als ein Postbrief und kann zudem auch von viel mehr Menschen gelesen werden. In Zeiten des heutigen Personalmangels kann eine effiziente App z.B. für den Holzverkauf eine hervorragende Entlastung darstellen. Beispielsweise können wir heute per Handykamera Polter vermessen und direkt zum Verkauf stellen oder Naturraumdaten mit einer Drohne vor Ort aufnehmen und alles schneller auswerten als ein Mensch zum Zählen und Durchgehen benötigt. Wenn wir in der Holz-Wertschöpfungskette Zeit einsparen, könnten wir unsere natürliche Ressource attraktiver z.B. gegenüber Plastik anbieten.
Im Bereich des Naturraummanagements gibt es Apps und Software, welche spezielle Funktionen für z.B. eine Waldbewirtschaftung umfassen und eine Hilfestellung bei der Verwaltung bieten. Somit kann man Grundstücksgrenzen kartieren, Vereinsmitglieder verwalten und insgesamt für einen praktischen Überblick sorgen. Der Bereich des digitalen Naturraummanagement bildet das Herzstück für viele Zusammenschlüsse und FBGen.
Datenpools, Server oder eine Cloud können Daten speichern und für Andere eines gleichen Systems zugänglich machen. Darüber hinaus hat man durch eine Datensammlung auch die Möglichkeit gezielt Erkenntnisse zu generieren durch Datenanalysen. Wir lernen somit über die Entwicklung von Naturräumen hinzu oder können z.B. Risikoanalysen vornehmen. Waldbesitzende können digital auf Informationen ihres Vereins zugreifen oder in Online-Angeboten wie diesem Blog etwas Neues erfahren. Forstwirtschaftliche Zusammenschlüsse können ihre GPS-Daten samt Auftrag an Dienstleister weitergeben. Datensätze haben heutzutage sogar einen echten Geldwert – insofern gibt es auch hierfür Ideen, wie man forstbezogene Daten verkaufen könnte. Das Potential ist riesig!
Das Vereinsnetzwerk des Kleinprivatwaldes ist bereits weit verzweigt und ziemlich lebendig. Es gibt jedoch nicht nur die Möglichkeit innerhalb eines Vereins Wissen weiterzugeben, sondern auch extern z.B. über Webseiten, digitale Zeitschiften, digitales Radio oder Social-Media-Kanäle. Über digitale Kommunikation können neue, ehrenamtliche Mitarbeiter: innen gefunden werden, Veranstaltungen oder Erfolge bekannt gegeben werden. Dies ist heute standortunabhängig und kann sehr viel mehr Menschen erreichen als eine gedruckte Zeitung oder ein Vieraugengespräch. Anwendungen wie WhatsApp, Teams, Zoom, Skype oder E-Mail-Programme sind längst übliche Praxis und ermöglichen eine gemeinsame Arbeit über örtliche Grenzen hinweg. Entwicklungspotential ist dennoch vorhanden. Wie wäre es z.B., wenn wir politische Interessen mit Kommunikationstools direkter von Bürger: innen einsammeln könnten?
Was speziell für den Kleinprivatwald ein Nachteil sein könnte, ist meiner Meinung nach mit einem Generationskonflikt zu beschreiben. Digitalisierung kann dazu führen, dass sich ältere Menschengruppen abgehangen fühlen, weil sie mit neuer Technik nicht zurechtkommen, langsamer sind oder schlicht kein Interesse dafür haben. An bestimmten Stellen kann Software mangelhaft erklärt, schlecht zu bedienen oder einfach nur zu klein geschrieben sein. Ich denke das ist weniger ein Problem der Nutzer, sondern der Anbieter. Firmen sollten dafür sorgen, dass ihr Produkt für jede Altersgruppe nutzerfreundlich gestaltet ist. Hier merke ich selbst, dass die Digitalisierung eben auch noch dazulernt. Zur Not hilft es, einen Enkel um Hilfe zu bitten. 😉
Fazit

Digitalisierung hat  viele weitere Unterteilungen und ich kann die Frage nach einem übergeordneten Ziel hiermit nicht annähernd beantworten. Eine Fokussierung auf eine kleinere Einheit kann jedoch erhellend sein, damit wir ein Ziel identifizieren können: Möchte ich Zeit sparen? Oder möchte ich mit meinen 100 Mitgliedern gleichzeitig kommunizieren? Möchte ich meinen kompletten Forstverein managen und Dienstleister verknüpfen? Möchte ich forstliche Risikoanalysen durchführen oder einfach nur Kontakt zu anderen Waldbesitzern? … und so weiter.

Ich denke, dass jeder eine individuelle Teilentscheidung mit trifft, was in Summe die Digitalisierung gestalten wird. Insgesamt sollte die Digitalisierung selbstverständlich nützlich für uns sein. Es bleibt also spannend, was wir im Großen erzielen. Meine Aufgabe ist es jedenfalls, noch mehr Teilstreckenziele über diesen Blog verständlich zu machen!

TIPP: Wer sich noch mehr interessiert, dem empfehle ich bei der Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe weiterzulesen. Hier werden übergeordnete Gründe verständlich aufgeführt.

Haben Sie eine Ergänzung, was Sie mit digitalen Anwendungen erreichen wollen? Schreiben Sie mir gern Ihr Ziel an:

strautmann@waldeigentuemer.de

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