Krise im Wald
Betroffen sind alle Baumarten, Nadel- wie Laubbäume gleichermaßen. Jede Baumart hat ihren Schädling: Borkenkäfer und Nonnenspinner setzen Fichten und Kiefern zu. Buchen und Erlen leiden unter einem Pilzbefall, die Eiche unter dem Eichenprozessionsspinner, der schwere gesundheitliche Folgen auch für den Menschen haben kann. Mittlerweile sind die Schäden an den Bäumen auch für den Laien nicht mehr zu übersehen. Kahlflächen, vertrocknete Bäume und Jungpflanzen, abgebrochene Bäume und Äste gehören in Deutschland zum Waldbild dazu.
250 Millionen Festmeter Schadholz
Für die privaten, kommunalen und körperschaftlichen Waldeigentümerinnen und Waldeigentümer, die rund 67 Prozent der Waldfläche in Deutschland bewirtschaften, sind die Auswirkungen gravierend: Menschen, die sich ihren Wäldern verbunden fühlen und diese vielleicht seit Generationen pflegen und bewirtschaften, müssen erleben, wie Teile ihrer Wälder in wenigen Monaten zerstört sind. Familienforstbetriebe sind aufgrund eines zunehmend volatilen Holzmarkts in ihrer Existenz bedroht. Waldbesitzerinnen und Waldbesitzern fehlt zunehmend die Liquidität, um nicht nur die schweren Schäden zu beseitigen, sondern in die Wiederbewaldung zu investieren.
Nicht nur die naturale Situation im Wald ist überaus schwierig, auch der monetäre Schaden ist enorm: Der bundesweite Gesamtschaden in der Forstwirtschaft beläuft sich für die Jahre 2018 bis 2021 auf rund 15 Milliarden Euro.
AKTUELLE SCHÄDEN DURCH STÜRME, DÜRRE, SCHÄDLINGE
Waldbrände
Im Waldbrandsommer 2022 sind allein in Deutschland fast 4300 Hektar Wald bei Großbränden von mehr als 30 Hektar verbrannt. Die verbrannte Fläche liegt damit bei mehr als dem Fünffachen des jährlichen Durchschnittswerts von knapp 776 Hektar (seit 1991). Im bisherigen Rekordjahr 2019 brannten 2711 Hektar Wald ab. Der Schaden erreichte 2022 nach Berechnungen der AGDW mit 30 bis 40 Millionen Euro (reiner Holzschaden) ebenfalls einen Rekordwert. Der Gesamtschaden für Gesundheit (z.B. Feinstaub), Natur (z.B. Klima) und Wirtschaft (z.B. Tourismus) dürfte bei deutlich mehr als 600 Millionen Euro liegen. Laut einer Studie der UN wird die Zahl der jährlichen Waldbrände weltweit schon bis 2030 um 14 Prozent zunehmen, bis 2050 sogar um 30 Prozent.
Schädlinge
Ausgehend von einer Vorschwächung durch Sturmereignisse im Winter und Frühjahr werden die Wälder in den trockenen und heißen Sommern zusätzlich durch Schädlingsbefall gestresst. Die veränderten Klimabedingungen sorgen in diesen Sommern für eine Massenvermehrung der Insekten (insbesondere Borkenkäfer). Die Trockenheit führt zu einem verringerten Harzfluss bei Nadelbäumen, mit dem sich der Baum normalerweise gegen den Borkenkäfer wehrt. In vielen Wäldern hat im Frühjahr 2020 die rasante Vermehrung von Schädlingen begonnen. Alle Baumarten sind betroffen, Nadel- und Laubbäume gleichermaßen. In Bayern etwa setzt der Schwammspinner Eichen- und Buchenwäldern zu und sorgt für Kahlfraß (siehe Fotos 1+2), in Nordrhein-Westfalen (Foto 3) und Niedersachsen hat die Verbreitung von Borkenkäfer & Co. Begonnen Aber nicht nur Nadelbäume sind durch Borkenkäfer und die Nonne, ein Nachtfalter, dessen Raupen in Fichten- und Kieferwäldern fressen, betroffen. Auch Laubbäume sind bspw. durch den Eichenprozessionsspinner, den Laubholzbockkäfer oder einen zum Eschentriebsterben führenden Pilzbefall betroffen.