„Ohne Förderung wäre klimagerechte Wiederaufforstung für Waldbesitzer unmöglich“
Waldbesuch von Staatssekretärin Hoffmann (BMUV) in Nordhessen – AGDW fordert mit Nachdruck Fortsetzung der GAK-Förderung für 2024
Bei einem Waldbesuch nahe Frielendorf (Hessen) haben die Waldbesitzenden die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium, Bettina Hoffmann, eindringlich auf die Bedeutung der Fördermittel für die Wiederaufforstung nach Kalamitäten und den klimaresilienten Waldumbau hingewiesen. „Ohne die Förderung wäre die klimagerechte Wiederaufforstung von Mischwäldern für uns unmöglich“, sagte Frank Wiegand, Vorsitzender der Waldinteressenten Frielendorf-Verna, eines seit 1870 bestehenden 153 Hektar großen Gemeinschaftswaldes von 56 Eigentümern. Insgesamt hat die Waldgemeinschaft seit 2020 rund 140.000 Euro in die Wiederaufforstung investiert und dafür etwa 49.000 Euro GAK-Fördermittel erhalten. „Wiederaufforstung ist teuer, nicht ohne Risiko und braucht deshalb einen sehr langen Atem“, sagte Wiegand. Durchschnittlich betrugen die Kosten rund 12.000 Euro pro Hektar. Eine im Frühjahr 2022 angegangene Wiederaufforstung habe sich wegen der Trockenheit im Sommer 2022 als Totalausfall erwiesen. Hier müsse im Herbst 2023 ein neuer Versuch gestartet werden. Er sei froh über das große Engagement der Eigentümer, ohne dem die Waldbewirtschaftung undenkbar wäre, betonte Wiegand.
„Der Wald steht angesichts der Klimakrise vor epochalen Herausforderungen“, betonte Prof. Andreas Bitter, Präsident des Verbandes AGDW – Die Waldeigentümer. Durch mittlerweile rund 600.000 Hektar Schadfläche mit rund 300 Mio. Festmeter Schadholz seien für den Waldbesitz seit 2018 finanzielle Verluste von 20 Mrd. Euro aufgelaufen. Notwendig sei ein Umbau von einem Drittel der Waldfläche, insbesondere der Fichten- und Buchenbestände, so Bitter. Dafür sei ein Finanzbedarf von bis zu 45 Mrd. Euro in den nächsten 30 Jahren erforderlich. „Wir brauchen deshalb dringend eine Entscheidung zum Erhalt der GAK-Sondermittel im Bundeshaushalt 2024 und eine Ausstattung dieser Titel mit mindestens 100 Mio. Euro“, forderte Bitter. Die seit 2020 verfügbaren Sondermittel zur Minderung der Kalamitätsfolgen aus dem Förderprogramm Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ (GAK) sind bis Ende 2023 begrenzt. Über eine Verlängerung wird derzeit innerhalb von Regierung und Bundestag diskutiert.
Carl Anton Prinz zu Waldeck und Pyrmont, Präsident Hessischer Waldbesitzerverband, wies auf die Bedeutung des Waldes für Ökosystem und Biodiversität hin: „Der Wald erbringt zahlreiche Ökosystemleistungen, von der Holzproduktion über die CO2-Speicherung bis zum Erholungswert.“ Diese Ökosystemleistungen müssten von der Gesellschaft ausreichend honoriert werden.
Die 56 Eigentümer der Waldgemeinschaft Waldinteressenten Frielendorf-Verna nutzen den Wald seit 150 Jahren als Selbstversorger für ihren Energieholzbedarf. „Wir haben so eine dezentrale Wärmeversorgungsmöglichkeit, die für unser Dorf mit kurzen Transportwegen, umweltfreundlich und bezahlbar zur Verfügung steht“, sagte Wiegand. Den Einschlag und Abtransport des Energieholzes übernehmen die Eigentümer selbst. Wiegand sprach sich für die Berücksichtigung von Energieholz in der kommunalen Wärmeplanung aus.
(Auf dem Bild vlnr: AGDW-Präsident Prof. Andreas Bitter, AGDW-Hauptgeschäftsführerin Dr. Irene Seling, Präsident Hessischer Waldbesitzerverband Carl Anton Prinz zu Waldeck und Pyrmont, Geschäftsführender Direktor Hessischer Waldbesitzerverband Christian Raupach, Vorsitzender der Waldinteressenten Frielendorf-Verna Frank Wiegand, BMUV-Referatsleiter Eike Christiansen, Parlamentarische Staatssekretärin Dr. Bettina Hoffmann)