Für den Wald unserer Zukunft – Forstwirtschaft stärken – Forstpolitik neu ausrichten

Unter diesem Motto standen am 5. Juni 2025 das AGDW-Waldsymposium und das anschließende Parlamentarische Sommerfest. Rund vier Wochen nach Amtsantritt der Koalition fragten wir Wissenschaft und Politik, wie es der neuen Bundesregierung gelingen kann, die Forstpolitik im Sinne der privaten und kommunalen Waldeigentümer neu auszurichten und ob die Koalitionäre gewillt sind, Bürokratie merklich abzubauen. Mit rund 200 Gästen wurden die forst-, umwelt- und klimapolitischen Perspektiven der neuen Legislaturperiode in unterschiedlichen Beiträgen beleuchtet und besprochen.

Der Vorsitzende des Wissenschaftlichen Beirats für Waldpolitik beim Bundeslandwirtschaftsministerium, Prof. Jürgen Bauhus, ging auf die politischen und gesellschaftlichen Erwartungen an den Klimaschützer Wald ein. „Die Ergebnisse der vierten Bundeswaldinventur (BWI4) haben gezeigt, dass die im Klimaschutzgesetz fixierten Ziele zur weiteren Erhöhung der Kohlenstoffvorräte im Wald kaum erreichbar sind und das Klimaschutzgesetz daher reformbedürftig ist.“, erklärte der Freiburger Wissenschaftler. Er mahnte, die nachhaltige Waldbewirtschaftung zu sichern und dadurch die Klimaschutzpotenziale des Waldes nachhaltig zu nutzen. Bei der Bewertung der Klimaschutzleistung der Waldbewirtschaftung sollte man sich nicht auf die Speicherung von Kohlenstoff im Wald-Ökosystem und in Holzprodukten beschränken, sondern vorrangig die Kohlenstoffbindung über den Zuwachs in den Fokus nehmen. (Präsentation zum Download: 2025-06-05 Waldsymposium Bauhus)

Im zweiten Vortrag stellte die Politikwissenschaftlerin Dr. Christiane Hubo Ergebnisse von Untersuchungen im Erfassungszeitraum 2002 bis 2020 vor, die sich mit dem Ineinanderwirken von Forst- und Naturschutzpolitik auf Bundes- und Landesebene beschäftigten. Demnach wurde ein Politikwandel in Richtung Naturschutz festgestellt, auch ein Trend zu mehr Staatsregulierung über Förderprogramme, von forstlicher Orientierung zu Naturschutzorientierung, wurde verzeichnet. Differenziert sind die Entwicklungen mit Blick auf einzelne Parteien un deren Programme zu betrachten. (Präsentation zum Download: 2025-06-05 Waldsymposium Hubo)

Im zweiten Veranstaltungsteil sprachen Olaf Bandt, Vorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland und AGDW-Präsident Prof. Andreas Bitter miteinander über Forst- und Umweltpolitik. Unter Moderation von Prof. Stefanie Steinebach, Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg, stellten die beiden sich den Fragen zur EUDR, zur Wiederherstellungsverordnung, zum Klimaschutzgesetz und zur Holznutzung. Einigkeit gab es im gemeinsamen Wunsch nach weniger Polarisierung und mehr Austausch. Bitter: „Es kann keinen Zweifel geben, dass wir beim globalen Waldschutz nah beieinanderstehen.“ Bandt: „Wir brauchen eine ehrliche Debatte über die Holznutzung. Aus unserer Sicht sollten kurzlebige Produkte wie  Brennholz oder Papier reduziert werden, aber wir müssen mehr mit Holz bauen.“

Im weiteren Verlauf öffneten wir die Perspektive mit einem Impuls des Direktors von WaldSchweiz über den nationalen „Tellerrand“ hinaus. Christoph Niederberger berichtete vom politischen Schulterschluss bis zur Einsicht, dass der Wald bewirtschaftet werden muss, um seine Funktionen zu erfüllen. Das Zusammengehen von Land- und Forstwirtschaft sei immens wichtig, auch in der Schweiz nähmen die Nutzungskonflikte zu, auch im Wald. (Präsentation zum Download: 2025-06-05 Waldsymposium Niederberger)

Trotz Hochbetrieb im Bundestag konnte die geplante Podiumsdiskussion mit den forstpolitischen Sprechern stattfinden. Unter Moderation von Dr. Irene Seling, Hauptgeschäftsführerin der AGDW, diskutierten Marcel Bauer MdB, Bundestagsfraktion Die Linke, Hermann Färber MdB, CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Isabel Mackensen-Geis MdB, SPD-Bundestagsfraktion und Niklas Wagener MdB, Bundestagsfraktion Bündnis90/Die Grünen.
Insgesamt wurden in den Vorträgen und Diskussionsrunden auf dem Podium deutlich: Deutschlands forstwirtschaftliche Potenziale sind trotz aller Herausforderungen durch die Folgen der Klimakrise im Wald erheblich. Mit einer forstpolitischen Neuausrichtung, die die Waldeigentümerinnen und Waldeigentümer in den Fokus stellt, können diese Potenziale in Form der vielfältigen Waldökosystemleistungen im gesamtgesellschaftlichen Interesse gehoben werden.

Zum Abschluss des Tages durften wir den neuen Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer beim Parlamentarischen Sommerfest begrüßen. In seiner Rede machte der Minister deutlich, welchen Grundsätzen er sich forstpolitisch verpflichtet fühlt und welche Maßnahmen sich aus diesen Prinzipien ableiten. Die gesamte Pressemitteilung können Sie hier lesen.

Eröffnet wurde das Sommerfest mit Grußworten von Carsten Träger MdB, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz und Bernt Farcke, Abteilungsleiter im Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat.

Bildquelle Fotos: AGDW / Sebastian Runge