„Die Studie zeigt die enormen Potenziale des nachwachsenden Rohstoffs Nummer eins auf. Als erneuerbarer Energieträger, als klimaschonender Werkstoff, als elegantes Baumaterial sowie für weitere innovative Anwendungen birgt Holz noch viel ungenutztes Potenzial. Dessen Erschließung ist aber alles andere als ein Selbstläufer“, erklärt AGDW-Präsident Prof. Andreas Bitter.
Die WEHAM-Studie verdeutlicht, wie nachhaltig sich die Baumartenzusammensetzung und die Struktur der Wälder im Zuge des voranschreitenden Umbaus hin zu klimaresilienten, artenreichen Mischbeständen verändern. So werden Laubbaumarten wie Eiche, Buche, Ahorn und Erle immer wichtiger, während die in den vergangenen Jahren in einigen Regionen stark vom Borkenkäfer geschädigte Fichte vielerorts auf dem Rückzug ist. Andererseits soll das Potenzial der Kiefer als heute schon in vielen Bereichen für die Industrie verfügbare Alternative in den nächsten 15 Jahren noch einmal zunehmen.
In vielen Regionen, darunter in Süddeutschland, bestehen hohe Vorräte an Nadel- wie an Laubholz, nicht zuletzt im Kleinprivatwald. „Für gesunde, möglichst stabile Mischwälder und im Interesse des Klimaschutzes müssen wir übergroße Vorräte verringern und überalterte Bestände gezielt verjüngen. Das mindert Risiken und stärkt den Klimaschutz. Denn junge, heranwachsende Wälder binden pro Hektar deutlich mehr Kohlendioxid als alte Bestände und halten so die CO2-Pumpe Wald am Laufen“, erläutert Prof. Bitter. Das macht sich mittelfristig auch auf den wieder bestockten Schadflächen bemerkbar: In der WEHAM-Studie wird damit gerechnet, dass der Holzzuwachs mit dem Einwachsen der Verjüngung auf den Kalamitätsflächen in ca. 20 Jahren etwa wieder das Niveau der Bundeswaldinventur 2022 erreicht, also 9,4 m3/ha.
Wie das Bundeslandwirtschaftsministerium in der WEHAM-Studie richtigerweise darlegt, sind die in Deutschland vorhandenen Holzpotenziale im Wald nicht mit tatsächlich bereitgestellten Mengen zu verwechseln. „Um die im Wald schlummernden Holzpotenziale nachhaltig verfügbar zu machen, bedarf es einer aktivierenden Politik, welche Hemmnisse für die Erschließung von Holzpotenzialen abbaut und motivierend auf die Waldeigentümerinnen und Waldeigentümer wirkt“, erklärt der AGDW-Präsident. Im Koalitionsvertrag seien dafür wichtige Weichenstellungen erfolgt, so mit Blick auf die Förderpolitik. „Den Ankündigungen müssen nun Taten folgen“, mahnt Prof. Bitter.
Eine Hürde für die notwendige Mobilisierung der Waldeigentümer und des Holzaufkommens seien hingegen überflüssige, die Waldbesitzenden belastende Regularien wie die EU-Verordnung zu entwaldungsfreien Lieferketten (EUDR) mit ihren drohenden neuen Dokumentationspflichten. „Die WEHAM-Studie muss Ansporn für die Bundesregierung sein, den Waldbesitzenden angesichts der großen Aufgaben beim Waldumbau inmitten der Klimakrise den Rücken zu stärken. Andernfalls werden sich die durch die Folgen des Klimawandels bedingten Risiken für die deutschen Wälder weiter vergrößern“, warnt der AGDW-Präsident.
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