Krise im Wald

Die Klimakrise hat die Wälder erfasst. Die Serie an trockenen Sommern seit 2018, die vorangegangenen Stürme und die Folgeschäden mit einer Vielzahl von Schädlingen und Krankheiten machen dem Wald zu schaffen. Ein einzelnes Extremwetterereignis würde der Wald verkraften. Eine ganze Kette aus Stürmen, Dürre, Insektenbefall und Waldbränden hat jedoch zu einer Jahrhundertkatastrophe in den Wäldern geführt.

Betroffen sind viele Baumarten, Nadel- wie Laubbäume. Jede Baumart hat ihren Schädling: Borkenkäfer und Nonnenspinner setzen Fichten und Kiefern zu. Buchen und Erlen leiden unter einem Pilzbefall, die Eiche unter dem Eichenprozessionsspinner, der schwere gesundheitliche Folgen auch für den Menschen haben kann. Mittlerweile sind die Schäden an den Bäumen auch für  Laien nicht mehr zu übersehen. Kahlflächen, vertrocknete Bäume und Jungpflanzen, abgebrochene Bäume und Äste gehören in Deutschland zum Waldbild dazu.

Gleichzeitig ist der Waldumbau in vollem Gange. An immer mehr Standorten entstehen Mischwälder, die den heutigen und künftigen Klimabedingungen gewachsen sein sollen.

Mehr als 25 Milliarden Euro an Schäden

Die Schäden sind enorm: Für die Jahre 2018 bis 2022 lag die Schadholzmenge bei fast 250 Millionen Festmeter.

Für die privaten und kommunalen Waldeigentümerinnen und Waldeigentümer, die mehr als zwei Drittel der Waldfläche in Deutschland bewirtschaften, sind die Auswirkungen gravierend: Menschen, die sich ihren Wäldern verbunden fühlen und diese oft seit Generationen pflegen und bewirtschaften, müssen erleben, wie Teile ihrer Wälder in wenigen Monaten zerstört sind. Familienforstbetriebe sind in ihrer Existenz bedroht. Waldbesitzerinnen und Waldbesitzern fehlt zunehmend die Liquidität, um nicht nur die schweren Schäden zu beseitigen, sondern in die Wiederbewaldung zu investieren.

Nicht nur die naturale Situation im Wald ist überaus schwierig, auch der monetäre Schaden ist enorm: Der bundesweite Gesamtschaden in der Forstwirtschaft beläuft sich seit 2018 auf mehr als 25 Milliarden Euro.

SCHÄDEN DURCH STÜRME, DÜRRE, SCHÄDLINGE

Seit dem ersten Dürresommer in 2018 ist der Wald aufgrund wiederholter Sturmereignisse, anhaltender und wiederkehrender Trockenheit sowie Schädlingsbefall und Waldbränden in einem alarmierenden Zustand. Die Dürre hat in vielen Teilen Deutschlands zu einer hohen Waldbrandgefahr geführt, viele Wälder sind immer wieder von großflächigem Schädlingsbefall betroffen, Jungpflanzen vertrocknen. Die Herausforderung liegt in der zügigen Wiederbewaldung der Kahlflächen und dem vor dem Hintergrund der Klimakrise notwendigen Umbau der Flächen in klimaresiliente Wälder. Der Umfang der umzubauenden Waldflächen wird von der Wissenschaft auf fast 3 Mio. Hektar geschätzt. Allein auf diesen Flächen erreicht der Finanzbedarf  in den nächsten 30 Jahren laut Schätzung bis zu 43 Mrd. Euro. Die Wiederbewaldung und der Umbau dieser großen Waldflächen wird nur mit angepassten Schalenwildbeständen auf einem waldverträglichen Niveau möglich sein.

Waldbrände

Mit den langen Trockenperioden, gepaart mit fahrlässigem Verhalten von Waldbesuchenden, wächst das Waldbrandrisiko. Im Dürresommer 2022 erreichte der Schaden nach Berechnungen der AGDW mit 30 bis 40 Millionen Euro (reiner Holzschaden)  einen Rekordwert. Der Gesamtschaden für Gesundheit (z.B. Feinstaub), Natur (z.B. Klima) und Wirtschaft (z.B. Tourismus) dürfte bei deutlich mehr als 600 Millionen Euro liegen.

Schädlinge

Ausgehend von einer Vorschwächung durch Sturmereignisse im Winter und Frühjahr werden die Wälder in den trockenen und heißen Sommern zusätzlich durch Schädlingsbefall gestresst. Die veränderten Klimabedingungen sorgen in diesen Sommern für eine Massenvermehrung der Insekten (insbesondere Borkenkäfer). Die Trockenheit führt zu einem verringerten Harzfluss bei Nadelbäumen, mit dem sich die Pflanzen normalerweise gegen den Borkenkäfer wehren. Aber nicht nur Nadelbäume sind durch Borkenkäfer und die Nonne, einen Nachtfalter, dessen Raupen in Fichten- und Kieferwäldern fressen, betroffen. Auch Laubbäume leiden bspw. durch den Eichenprozessionsspinner, den Laubholzbockkäfer und einen zum Eschentriebsterben führenden Pilzbefall.